Großbardau, die heimliche Stadt

Das sumpfige, waldreiche Gebiet auf dem Großbardau gegründet wurde, ging als Geschenk in die Geschichte ein. Kaiser Otto II überließ das Land im Jahr 974 an die Merserburger Kirche. Man geht davon aus, dass der spätere Kaiser des Bistums Merseburg, Heinrich der II, kurz nach der ersten Jahrtausendwende in dem Teil links der Mulde ein kirchliches Mittelzentrum aufbauen wollte. Die vorhandenen Handelswege, die Parthe als Lebensader und die wehrhafte Lage auf dem Felsen waren wie geschaffen, um hier eine Stadt anzulegen.

Als Großbardau 1218 erstmalig auf einen Schriftstück auftauchte, existierte der Ort bereits. Die Kirche war durch den Merseburger Bischof mit ansehnlicher Macht ausgestattet. So war die Kirchgemeinde in Grimma, der Großbardauer untergeordnet. Grimma hatte bereits das Marktrecht inne und konnte sich in nur zwanzig Jahren aus dem Parochialvertrag herauslösen. Der Vertrag währte nicht lange. Der Zistersienserinnen-Orden wechselte 1251 von Torgau nach Grimma. Sie ließen sich in Nimbschen nieder. Und so musste Großbardau erneut ein Opfer für die Stadtentwicklung Grimmas bringen. Die Ländereien wurden dem Kloster „Marienthron“ zugeeignet.

Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts war die Nimbschener Äbtissin zugleich die Gerichtsherrin von Großbardau. Zwischen dem Bürgertum und dem Orden gab es immer wieder Streitigkeiten, die ganze Kapitel der gräflichen Lehnbücher und Zinsverzeichnisse aus der damaligen Zeit füllten. Zu dieser Zeit befand sich in Großbardau eine der letzten Salzhandel-Schutzherberge auf dem Weg in Richtung Süden vor dem Erzgebirgsurwald. Fuhrwerke mit Salz oder Tüchern kamen auf der historischen Handelsstraße nicht am ehemaligen Geleithaus auf dem Gilsenberg vorbei.

Eine Urkunde von 1368 belegt das Geleitrecht und die damit verbunden Einnahmen. Damals beschrieb man Großbardau als Burgort mit einem städtischen Charakter. Nach der Reformation wurde die Großbardauer Flur mit der Gründung der dritten sächsischen Landesschule 1550 dem Schulamt Grimma unterstellt. Abgaben und Steuern flossen nun nach Grimma.

Zu dieser Zeit gab es an der Parthe bereits eine Schule. Großbardauer gegen diese Auflagen. Ein Gerichtstag im Jahr 1750 bestätigt, dass die Großbardauer nach langem hin und her die alten „Freiheiten“ von 1244 wiederbekamen. Doch erst 1834 war der Ort eine selbständige Gemeinde im Amt Grimma.

Im Jahr 1932 entstanden in „Waldbardau“, als Großbardauer Zweigsiedlung, die ersten Häuser. 1972 wurde Kleinbardau – und 1974 Bernbruch eingemeindet. Die letzte Gebietsreform wurde 2006 vollzogen. Großbardau ist mit 940 Einwohnern der fünftgrößte Ortsteil der Gemeinde Grimma, die 64 Orte miteinander vereint.